The Briefing

Welche Sanktionen treffen Russland jetzt hart?

Wie der Westen versucht, Russland zu stoppen.

March 3, 2022
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Lesezeit 2 min.

🌈 Ein kleiner Vorgeschmack für Dich:

  • Der SWIFT-Ausschluss verhindert russische Importe und Exporte.
  • Die russische Zentralbank kann den Fall des Rubels nicht aufhalten.
  • Sanktionen treffen die gesamte russische Bevölkerung.

🧐 Warum interessiert mich das?

Jeden Tag werden neue Sanktionen gegen Russland verhängt, mit dem Ziel den Krieg in der Ukraine zu beenden. Der “Westen” aka vor allem die EU und die USA gehen dabei sehr breit gegen Russland vor. Es gibt Sanktionen gegen den Energiesektor, den Verkehrssektor, den Technologiesektor, gegen Medien und direkt gegen Politiker*innen, Geschäftsleute und Oligarchen. Wir geben euch hier einen schnellen Überblick, was in den einzelnen Sektoren getan wird. Es gibt darüber hinaus auch etliche Player*innen in der freien Wirtschaft, die eigene Sanktionen verhängen, von Internetriesen bis zum Sport. Der Fokus des Artikels liegt aber auf den Sanktionen gegen Finanzinstitute und welche Auswirkungen diese auf Russland haben.


🔍 Was genau passiert hier?   

  • TL:DR Sanktionen Übersicht
    Energiesektor: Verbot des Verkaufs, der Lieferung, Weitergabe oder Ausfuhr von Gütern und Technologien für die Ölveredelung. Die Modernisierung russischer Ölraffinerien soll behindert werden.
    Technologiesektor: Verbot des Exports verschiedener Technologien nach Russland. Hauptsächlich soll hier die Produktion von Mikrochips eingeschränkt werden.
    Medien: In der EU werden die russischen Staatsmedien RT und Sputnik verboten.
    Verkehrssektor: Verbot des Exports verschiedenster Waren und Dienstleistungen für die Luft- und Raumfahrtindustrie. Zudem hat die EU ihren Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt.
  • Was ist SWIFT?
    Es ist beschlossen, dass zahlreiche russische Banken aus dem Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen werden. Doch was ist die SWIFT eigentlich? SWIFT steht für “Society for Wordwide Interbank Financial Telecommunication”. Es ist ein Netzwerk zum Austausch verschiedener Informationen zwischen Banken, damit internationale Transaktionen sicher abgebildet werden können. SWIFT hast du vielleicht erst in den letzten Tagen kennen gelernt, aber BIC sagt dir bestimmt was. Es ist der Code auf deiner Bankkarte, den du manchmal bei Überweisungen mit angeben musst. BIC ist der Code, der in dem SWIFT Nachrichtensystem genutzt wird. Durch den Code wird bei internationalen Transaktionen, die Identität der Bank bestätigt und somit die Sicherheit gestellt, dass die Überweisung auf dem richtigen Konto landet.
  • Was bedeutet ein Ausschluss russischer Banken aus der SWIFT?
    Die Banken, die von dem SWIFT-Ausschluss betroffen sind, können keine Auslandsüberweisungen mehr tätigen und auch keine Überweisungen aus dem Ausland mehr erhalten. Dadurch können diese Banken nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt global agieren. Export und Import wird dadurch quasi komplett unterbunden.
    Hiervon sind jedoch auch viele andere Länder betroffen, die aktuell (noch) abhängig von Rohstoffimporten aus Russland sind. Deutschland beispielsweise bezieht viel Öl von Russland. Durch den Ausschluss aus der SWIFT können die Rechnungen für die Ölimporte nicht gezahlt werden und Russland kann im Gegenzug einfach den Hahn zudrehen und die Ölexporte stoppen. Wie im letzten Newsletter aber bereits erwähnt, sind das die Konsequenzen, die wir gegebenenfalls tragen müssen, um mit Sanktionen wirklich etwas zu bewegen. Freiheit hat ihren Preis. 
  • Sanktionen gegen die russische Zentralbank
    Neben dem Ausschluss aus der SWIFT hat die EU außerdem Sanktionen gegen die russische Zentralbank beschlossen. Das ist eine der härtesten Sanktionen überhaupt. Warum? Weil mit dem Geld der Zentralbank, Russland sich eigentlich gegen die anderen Sanktionen absichern wollte.
    Die Zentralbanken jedes Landes halten quasi den “Notgroschen” für schlechte Zeiten, um in Krisenzeiten die eigene Währung zu stützen. Im Falle von Russland hat der Notgroschen einen Wert von 630 Milliarden US-Dollar. Währungen reagieren wie alle Handelsgüter auf Angebot und Nachfrage. In den letzten Tagen ist die Nachfrage nach Rubel gesunken, weil kein Land die russische Währung braucht. Demnach hat der Rubel massiv an Wert verloren. Am 01.02. hast du für 1€, 83 Rubel bekommen und am 01.03. hast du für 1€ bereits 110 Rubel bekommen. Tendenz weiter heftig fallend.
    Diesen Wertverlust können Zentralbanken normalerweise ausgleichen. Das Vermögen der russischen Zentralbank ist unterteilt in Euro, Yuan und Gold. Wenn die Währung jetzt an Wert verliert, kann das Geld der Zentralbank, hier beispielsweise Euro, genutzt werden, um künstliche Nachfrage zu erschaffen. Es wird Euro in Rubel umgetauscht. Somit steigt der Wert der Währung wieder.
    Aber mit den Sanktionen gegen die Zentralbank sind alle Vermögenswerte der Zentralbank in den westlichen Staaten eingefroren. Das betrifft das gesamte Eurovermögen.

  • Weitere Folgen der Sanktionen gegen den Finanzsektor
    Die Sanktionen haben auch massive Auswirkungen auf die russische Bevölkerung. Durch den SWIFT-Ausschluss werden Kreditkarten nicht mehr funktionieren und es kann zu Runs auf die Banken kommen. Bürger*innen werden schnell noch versuchen, möglichst viel Bargeld abzuheben, ehe sich ihr Erspartes in Luft auflöst. Aber auch das führt dazu, dass sich die Geldautomaten leeren und sie keine oder nur noch kleinere Geldbeträge herausgeben.

🤓 Was bedeutet das für mich?

Wir befinden uns in Europa in einer Situation, die wir 30 Jahre lang nicht mehr hatten. Wir beobachten die Situation mit Entsetzen, aber versuchen gleichzeitig aktiv irgendwie zu helfen. Auch wenn sich die Ereignisse überschlagen und das, was wir heute für euch schreiben, morgen schon überholt wurde, wollen wir versuchen euch mit diesem Newsletter eine Übersicht zu bieten. Wir halten euch auf dem Laufenden, wie sich die Sanktionen auf Russland aber auch auf uns auswirken werden.

Stoppt den Krieg.

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