Wir haben mit einer 22-jährigen Studentin aus Berlin gesprochen und sie nach ihren Einnahmen und Ausgaben gefragt. Am Ende des Monats bleibt nichts übrig.
Meine aktuelle Lebenssituation
Ich bin 22 und studiere Sonderpädagogik in Berlin. Mein Alltag ist gerade sehr voll: vormittags Uni, nachmittags arbeiten und am Abend ab und zu Babysitten. All das mache ich, um genügend Geld für meinen Lifestyle zu haben. Bis vor ein paar Monaten habe ich im Einzelhandel gearbeitet. Seit ich dort gekündigt habe, war es nicht einfach für mich, auf dem Konto im Plus zu bleiben.
Meine Einnahmen
Es schwankt immer, aber wenn es gut läuft, habe ich 1.000 bis 1.200 Euro im Monat. Fürs Babysitten bekomme ich circa 300 Euro im Monat, je nachdem wie oft mich die Familien brauchen. Das Geld kriege ich in bar und gebe es entweder sofort aus oder spare es in meinem Schrankfach.
Meine Eltern unterstützen mich zum Glück finanziell und überweisen mir jeden Monat 500 Euro. Durch die Gelegenheitsjobs im Impfzentrum konnte ich in manchen Monaten bis zu 400 Euro einnehmen.
Laufende Kosten
Meine Kaltmiete kostet für 'ne 1-Zimmer Wohnung 370 Euro im Monat. Dazu zahle ich 38 Euro im Monat für WLAN, 24 Euro für Strom und etwa 20 Euro für Gas. Insgesamt also etwa 450 Euro.
Ich bin ein Abo-Fan: Spotify, 9 Euro. Joyn, 7 Euro. TV Now, 5 Euro. Netflix, 8 Euro. Außerdem 50 Euro monatlich für meinen Handyvertrag. Abzüglich allen laufenden Kosten habe ich noch circa 670 Euro zum Leben.
“TKP (Tiefkühlpizza) ist nicht so meins.”
Jeden Freitag gehe ich für 25–30 Euro gesunde Lebensmittel einkaufen, TKP ist nicht so meins. Immer Rewe oder Lidl. Insgesamt berechne ich circa 100 Euro für Lebensmittel. Mein Problem: Ich liebe Essengehen. Die letzten Monate musste ich echt sparsam sein, aber trotzdem habe ich etwa 130 Euro für auswärts Essen ausgegeben. Man kennt’s.
Von A nach B
Das Öffi-Ticket kostet für Studierende 189 Euro und ist durch die Semestergebühren abgedeckt. Die werden zum Glück von meiner Familie übernommen – dafür bin ich sehr dankbar. Außerdem nutze ich fast jeden Tag City-Roller. Eine Fahrt damit kostet bei mir im Durchschnitt 1,50 Euro. Insgesamt circa 45 Euro im Monat gebe ich fürs Cruisen aus.
Sparen
Ich habe vor ein paar Monaten ein Depot aufgemacht, weil mir das ein Freund empfohlen hat. Am Anfang habe ich 1.000 Euro reingegeben und zahle jetzt jeden Monat 50 Euro ein. Mein Ziel ist es, zu sparen und mein Geld durch Zinsen langsam zu vermehren. Der Fail: Ich habe alles abgehoben, weil ich mich mal mit Reisekosten verschätzt habe. Das mit dem langfristigen Sparen will ich aber nochmal angehen.
Traveln
Ich spare nicht für materielle Dinge, immer nur für die nächste Reise. Die Beträge sind natürlich immer unterschiedlich, aber für einen 3-wöchigen Trip auf die Kanaren plane ich circa 1.000 Euro ein. Letztens habe ich mir von meinen Eltern 200 Euro für einen Lissabon-Urlaub geliehen. Die werde ich mit dem ersten Gehalt meines nächsten Jobs zurückzahlen.
Clubbing
Ich gehe eigentlich nur feiern, wenn ich mir mit Gästeliste den Eintritt sparen kann, der in Berlin sehr teuer ist: Man muss sonst immer mit 10-25 Euro rechnen.
Dafür gebe ich im Club dann Geld aus. Ich trinke gerne mal einen Gin Tonic – oder 3 – und der kostet schon oft zwischen 7 und 10 Euro. Außerdem gönne ich mir immer ein Uber auf dem Nachhauseweg, das sind dann circa 20 Euro, die kann ich mir aber mit meinem Freund teilen, wenn wir zusammen nach Hause fahren.
Me-Time Ausgaben
Ich gehe jedes halbe Jahr für 100 Euro zum Friseur. Den Termin werde ich mir so legen, dass er kurz nach meiner Gehaltsauszahlung kommt. Für Cremes, Nagellack und so gebe ich im Monat circa 40 Euro aus. Ich kaufe mir aber in letzter Zeit extra nicht die teuren Cremes, sondern gehe zum Drogeriemarkt.
Am Ende des Monats?
Null Euro, alles weg. Auf null rauskommen finde ich eigentlich nicht schlimm, aber letztens bin ich ins Minus geschlittert. Diese Situation will ich in Zukunft unbedingt vermeiden. Es ist kein schönes Gefühl, nicht liquide zu sein und immer zu bangen, ob es bis zum Monatsende reicht.
Um den Überblick zu behalten, schreibe ich mir alles, was ich einnehme und zur Verfügung habe, in meine Notizen App, ist aber leider zu unübersichtlich. Irgendwann habe ich meine Probleme wegen “ins Dispo gehen” mal mit meinen Freunden besprochen. Wir haben gecheckt: Alle struggeln an den gleichen Stellen. Jetzt supporten wir uns mehr.